Worum es geht
… neue Möglichkeiten für die Stimme zu erkunden
… zu entdecken, wie die Dynamik des Atems dem Klang eine neue Qualität verleiht
… zu erleben, wie flexibel und kraftvoll zugleich der Körper reagiert
… die Erfahrung zu machen, dass sich das, was das Singen blockiert, erstaunlich schnell verändern kann.
lebendig und leicht
Der singende Mensch als Gesamtkunstwerk
Sind Atem, Körper und Stimme in einer Balance, ist das Singen leicht.
„Alle Funktionen des Lebendigen sind eingebunden in ein rhythmisches Wechselspiel von Polarität (R.Schulze-Schindler; R.Alavi-Kia, “Sonne, Mond und Stimme“, S.21)
Der Atem ist da keine Ausnahme, denn er ist ein beständiger Wechsel der Phasen „Ein“ und „Aus“. In der Regel ist eine Phase aktiver als die andere. Daraus ergeben sich zwei Muster, die den Menschen ganzheitlich betreffen und die von der jeweiligen Dynamik des Ein- oder der Ausatems bestimmt sind. Auf diese Muster reagiert der Körper komplex in Bezug auf Gestik, Mimik und Stimme.
Immer ist eines der beiden Atemmuster bestimmend. Es entfaltet seine eigene Dynamik. Diese prägt den Körper ganzheitlich und maßgeblich auch den Klang der Stimme .
Schwierigkeiten mit der Stimme, ob im Gesang oder in der Sprache, haben viele Ursachen. Oftmals liegt es daran, dass der Atem beim Singen entgegen seiner kraftvolleren Dynamik geführt wird. Das beeinträchtigt die Gesamtkonstitution ebenso wie die Stimme.
Kennen Sie jedoch die fördernde Dynamik Ihres Atem und sind damit vertraut, ändert sich alles praktisch im Handumdrehen.
Durch gezielte Körperübungen und sogenannte Atemmassagen lernen und erleben Sie, wie sich die aktiven und passiven Phasen des Ein- und Ausatems auf den Körper und die Stimme auswirken.
Die stimmlichen Schwierigkeiten lösen sich weitgehend auf und Sie sind in der Lage, sich Ihre Stimme gesund zu erhalten.
Atemdynamik und Gesang
Die natürliche Kraft des Atems ist die Grundlage des Singens. Wenn Sie jedoch den Beruf eines Sängers oder einer Sängerin ausüben wollen, brauchen Sie natürlich eine solide Gesangstechnik. Oder wenn Sie im Chor oder einer kleineren Gruppierung singen, ist es von Vorteil zu wissen, wie Sie Ihre Stimme davor schützen, überstrapaziert zu werden.
Es lohnt sich dabei, den Atem unter dem Aspekt seiner besonderen Dynamik genau zu beobachten, auszuprobieren und zu erforschen, was er bewirken kann. Denn es macht in Bezug auf die Umsetzung technischer Anleitung zum Singen einen erheblichen Unterschied, mit welcher Ausrichtung der Atem eingesetzt wird. Es kann den entscheidenden Durchbruch zur Verbesserung des eigenen Singens bedeuten. Es kann sogar so weit gehen, verloren geglaubte sängerische Kompetenz wiederzuerlangen.
Und für Laien, die sich in ihrem Singen unterstützen lassen wollen, erschließen sich unerwartete Möglichkeiten.
Atemtypen
Was ist damit gemeint?
Der Begriff „Atemtypen“ versucht zu beschreiben, dass Atem nicht gleich Atem ist.
Er soll helfen zu unterscheiden:
Was fördert mich beim atmen?
Was bremst und schwächt?
Wie möchte der Körper eigentlich reagieren, wenn ich ihn „atmen“ lasse?
Jeder Mensch hat ein gutes Gefühl für das, was ihm gut tut.
Auch, was den Atem betrifft.
Atemtypen
Herkunft und Anwendung
In der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts machte der Geiger und spätere Physiotherapeut Erich Wilk in Bezug auf sein Geigenspiel eine besondere Entdeckung: je nachdem, wie er seinen Atem betonte, ergaben sich automatisch eine andere Körperhaltung und andere Bewegungen. So konnte er den Klang seines Geigenspiels unabhängig von seinen spieltechnischen Fertigkeiten maßgeblich beeinflussen. Und je nachdem, wofür er sich entschied, gelang ihm sein Spielen leichter oder es ging schwerer; war der Klang lebendig und voll oder stumpf und irgendwie leer. Erich Wilk ging diesem Phänomen des unterschiedlichen Atmens nach. Dabei entdeckte er, dass die meisten Menschen eine Vorliebe haben: manchmal bereitet das Einatmen mehr Genuss, manchmal das Ausatmen, obwohl natürlich beides zusammengehört.
Wird, aus welchen Gründen auch immer, die selbstverständliche Vorliebe zu atmen gestört, ist ganz automatisch das Gesamtbefinden beeinträchtigt.
Diese Erfahrung bestätigt sich immer wieder, gerade auch in der Musik: folgt der Musiker der Atemdynamik, die ihn stärkt, gewinnt seine musikalische Darbietung eindeutig an Qualität – in jedem Genre, an jedem Instrument und natürlich auch in Bezug auf die Stimme, im Singen wie im Sprechen, unabhängig vom technischen Stand seiner Fähigkeiten.
Es hing tatsächlich am Atem, fand E.Wilk heraus, und daran, dass die Art und Weise zu atmen ganz allgemein eben nicht für alle gleich ist: es ist etwas völlig anderes, ob das Hauptaugenmerk auf dem Ausatem oder auf dem Einatem liegt!
Erich Wilk entwickelte im Laufe der Jahre für beide Atemtypen je ein Körperübungsprogramm, und in einem Sanatorium in Bad Pyrmont wandte er seine Erkenntnisse im medizinisch-therapeutischen Bereich an. Damit erzielte er erstaunliche Heilerfolge.
Nachdem sie, unterstützt durch Erich Wilk, eine schwere Herzinsuffizienz ausheilen konnte, arbeiteten die Kinderärztin Frau Dr.Charlotte Hagena und ihr Sohn, Dr. Christian Hagena zusammen mit ihm systematisch daran, diese verblüffenden Erfahrungen allgemein zugänglich zu machen.
Die Ausführungen zum Thema „Atemtypen“ haben mittlerweile viele Anwender gefunden, die in den unterschiedlichsten Fachgebieten tätig sind. Die erste, die den bipolaren Atem und seine Dynamik mit der Stimme in Verbindung brachte, ist Renate Schulze-Schindler in Berlin (www.natural-voice.de). Zusammen mit Romeo Alavi Kia fasste sie ihre Erfahrungen in einem Buch zusammen: „Sonne, Mond und Stimme“, erschienen im Aurum-Verlag 1996.